Infotafel Fischbach
Forscherinsel Fischbach
Fische wandern
Viele Tiere im Fluss zeigen in verschiedenen Perioden und in unterschiedlichem räumlichen Umfang Wander- und Ausweichbewegungen. Das können bei den Kleinlebewesen, wie z.B. Insekten, Schnecken oder Würmern (sog. Makrozoobenthos) kleinräumige Bewegungen zwischen der Gewässeroberfläche und Lücken im Gewässerboden sein, aber auch tausende von Kilometern reichende Wanderungen bei bestimmten Fischarten (z.B. Aal).
In den meisten natürlichen Fließgewässern finden solche Wanderungen sowohl flussauf- als auch flussabwärts statt. Gründe für die Wanderung können z.B. Fortpflanzung, Ernährung, Schutz vor Feinden und oder „Katastrophenereignisse“ wie Hochwasser sein.
Es kann zwischen verschiedenen Wanderungsarten unterschieden werden:
Laichwanderungen
Nahrungswanderungen
Ausgleichs- und Kompensationswanderungen (z.B. nach Verdriftung durch Hochwasser)
Wanderungen in Winterlager
Flucht- und Ausgleichswanderungen bei sich verschlechternden Umweltbedingungen
Fischwanderungen können in den größeren mitteleuropäischen Flüssen auf Grund der Vielzahl an Arten und vielfältigen biologischen Anpassungen und Spezialisierungen grundsätzlich zu jeder Jahres- und Tageszeit stattfinden. Die Hauptwanderzeit für die meisten heimischen Fischarten liegt jedoch zwischen März und November mit Schwerpunkt zwischen März und Juni (sog. Frühjahrswanderungen) und zwischen September und November (sog. Herbstwanderungen).
Um solche Wanderungen zu ermöglichen verlangt die europäische Wasserrahmenrichtline (WRRL) den Erhalt, bzw. die Wiederherstellung unverbauter Fließgewässer mit reich strukturiertem Gewässerbett. So soll im Schmuttertal u.a. dem Donauneunauge wieder Lebensraum geboten werden.
Die Fischtreppe
Unsere Fließgewässer bilden von Natur aus einen miteinander vernetzten Lebensraum. Querbauwerke, wie z.B. Wehre oder Abstürze (wie z.B. das Wasserkraftwerk am Umweltzentrum Schmuttertal) behindern oder unterbinden den Sedimenttransport und die biologische Durchgängigkeit im Hauptstrom und zu den Zuflüssen. Außerdem schränken sie die Wandermöglichkeiten für Fische und andere an das Wasser gebundene Organismen ein. Können die Fische und andere Gewässerorganismen überlebenswichtige Habitate nicht mehr erreichen, kann sich dies negativ auf die Bestandentwicklung auswirken.
Mit dem Bau einer Fischtreppe, auch Fischpass oder Fischweg genannt, wird den Fischen die Möglichkeit gegeben diese Hindernisse zu umschwimmen und weiter zu wandern.
Eine Fischtreppe (schematisch in Abb.2) besteht aus mehreren wassergefüllten Becken, die miteinander verbunden sind und wie die Stufen einer Treppe angeordnet sind. Die Fische können so von Becken zu Becken nach oben schwimmen oder springen.
Beim Bau einer Fischtreppe muss einiges beachtet werden. Das bayerische Landesamt für Umwelt stellt dazu ein umfassendes Praxishandbuch bereit (Fischaufstiegsanlagen in Bayern, Praxishandbuch LfU). Darin sind viele Forderungen an eine Fischaufstiegsanlage gestellt, wovon hier nur einige genannt werden sollen. Wichtig ist zum einen, dass die Fischtreppe einen geeigneten „Lockstrom“ erzeugt. Dieser ist mitentscheidend für die Wirksamkeit der Fischtreppe. Die wandernden Fische sollen in einen künstlichen Wasserlauf gelockt werden, der das unüberwindbare Bauwerk umgeht. Da es ein typisches Verhalten dieser Fische ist, immer gegen den Strom zu schwimmen, werden sie ab einer Abflussmenge von ungefähr 15 m³/s in die Fischtreppen gelockt.
Zum anderen muss die Ausmündung der Fischtreppe so tief liegen, dass sie bei jedem Wasserstand angenommen werden kann. Außerdem dürfen die Beckenstufen nicht höher als 20 cm sein, damit die Fische diese überwinden können. Die Becken müssen voll mit Steinen und Versteckmöglichkeiten sein. Dadurch können sich die Fische darin nach den anstrengenden Sprüngen ausruhen. In der Gestaltung sind verschiedene Varianten denkbar und realisiert. Von reinen Betonbauten mit geplanter Strömung bis hin zu sehr naturnahen Bachläufen mit dynamischen Strömungen wurden viele Projekte umgesetzt.
Welche Fische gibt es in der Schmutter?
Die wichtigsten Fischarten, die in der Schmutter leben (und prozentual am häufigsten auftreten):
Bachforelle (Salmo trutte formia fario)
Familie der Lachsfische (Salmonidae)
Durchschnittliche Körperlänge: 20-80 cm
Gewicht: 2 bis zu 15 kg
Alter: bis zu 18 Jahren
Laichzeit: Oktober – Februar
Nahrung: Insekten, Insektenlarven, kleine Fische (z.B. Groppe)
Döbel, auch Aitel genannt (Squalius cephalus)
Familie der Karpfenfische (Cyprinidae)
Durchschnittliche Körperlänge: 30-50 cm
Gewicht: 1 bis zu 4 kg
Alter: 8 bis 10 Jahre
Laichzeit: April – Juni
Nahrung: Algen, Wasserpflanzen, Insekten, Insektenlarven, aber auch kleine Fische und Amphibien
Mühlkoppe (Cottus gobio)
Familie der Groppen (Cottidae)
Durchschnittliche Körperlänge: 10-15 cm
Gewicht: 15 bis 50 g
Alter: Bis zu 8 Jahren
Laichzeit: Februar – Mai
Nahrung: Bodentiere, Insektenlarven, Bachflohkrebs, Fischlaich
Besonderheiten: Kann nur „mäßig“ gut schwimmen, nachtaktiv
Wurde in den Anhang II der FFH-Richtlinie aufgenommen und gilt als gefährdet, v.a. aufgrund der Gewässerbebauung und -verschmutzung
Rußnase (Vimba vimba)
Familie der Karpfenfische (Cyprinidae)
Durchschnittliche Körperlänge: 30 – 40 cm
Gewicht: 1 bis 2 kg
Alter: Bis zu 15 Jahre
Laichzeit: Mai – Juli
Nahrung: Schnecken, Würmer, Muscheln, Kleinkrebse
Hasel (Leuciscus leuciscus)
Familie der Karpfenfische (Cyprinidae)
Durchschnittliche Körperlänge: 20 – 30 cm
Gewicht: 100 g bis zu 1 kg
Alter: Bis zu 15 Jahre
Laichzeit: März – Mai
Nahrung: Plankton, Insektenlarven, Würmer, Schnecken, Pflanzenteile
Barbe (Barbus barbus)
Familie der Karpfenfische (Cyprinidae)
Durchschnittliche Körperlänge: 30 – 70 cm
Gewicht: Bis zu 10 kg
Alter: Bis zu 15 Jahre
Laichzeit: Mai – Juli
Nahrung: Würmer, Insektenlarven, Schnecken, Muscheln, Pflanzenteile
Rotauge (Rutilus rutilus)
Familie der Karpfenfische (Cyprinidae)
Durchschnittliche Körperlänge: 15 – 40 cm
Gewicht: Bis zu 1,5 kg
Alter: Bis zu 12 Jahre
Laichzeit: April – Mai
Nahrung: Plankton, Würmer, Schnecken, Insektenlarven, Wasserpflanzen
Hecht (Esox lucius)
Familie der Hechte (Esocidae)
Durchschnittliche Körperlänge: 50 – 140 cm
Gewicht: Bis zu 20 kg
Alter: Bis zu 30 Jahre
Laichzeit: Februar – Mai
Nahrung: Fische, Frösche, kleine Säugetiere, junge Wasservögel
Steinbeißer (Cobitis taenia)
Familie der Schmerlen (Cobitidae)
Durchschnittliche Körperlänge: 5 – 12 cm
Gewicht: Bis zu 70 g
Alter: Bis zu 5 Jahre
Laichzeit: April – Juli
Nahrung: Würmer, Kleinkrebse, verrottendes organisches Material
Gründling (Gobio gobio)
Familie der Karpfenfische (Cyprinidae)
Durchschnittliche Körperlänge: 10 – 20 cm
Gewicht: Bis zu 100 g
Alter: Bis zu 8 Jahre
Laichzeit: Mai – Juni
Nahrung: Plankton, Insektenlarven, Fischlaich, Aas
Für eine ausführlichere Beschreibung der unterschiedlichen Arten verweisen wir Sie auf das Fischlexikon des Fischereiverbands Bayern (Fischlexikon).
Totholz im Fischbach
Totholz ist abgestorbenes Gehölz. Dies können ganze Bäume oder Teile davon sein. Der Eintrag von Totholz in Gewässer erfolgt aus dem Umland infolge von Absterbeprozessen, Ufererosion, Windwurf oder Biberaktivität.
Totholz ist besonders in kleineren Gewässern ein maßgebender Strukturfaktor, da es an der Laufentwicklung beteiligt ist.
Totholz ist Nahrungsgrundlage und Lebensraum für viele Arten. Pilze bauen Holz ab, Insekten leben im Totholz, Vögel und Säuger brüten darin.
Auch viele Fisch-Habitate stehen im Zusammenhang mit Totholz. Fische finden unter Totholz im Wasser Unterstände, Deckungen und strömungsgeschützte Ruheplätze.
Biologische Funktion von Totholz im Gewässer:
Rückhalt von organischem Material – Erhöhung Biomasseproduktion.
Nahrungsgrundlage und Lebensraum für Kleinlebewesen
energetisch hochwertige Futterstation für Fische
Unterstand: Schutz vor Strömung, Fressfeinden und Konkurrenten
Schaffung neuer Lebensräume durch Auslösung von Gewässerstrukturierung
Der Biber ist Garant für Totholz und Baumeister natürlicher Fischtreppen
Biber bauen Dämme. Dafür benötigen sie Material, dass sie sich aus den umliegenden Uferböschungen besorgen. Vergleicht man den Artenreichtum eines Bibersees mit dem eines vom Menschen angelegten Biotopsees, fällt auf, dass z.B. die Fischdichte in Anwesenheit des Bibers um den Faktor 80 höher ist. Die Dämme, aber auch die als Vorrat angelegten Nahrungsflöße bieten Unterschlupf für Laich, Jung- und Alttiere. Durch die Bauaktivität verlangsamt sich die Fließgeschwindigkeit und das Flusswasser wird gereinigt. Dabei entstehen unterschiedliche Habitate ober- und unterhalb des Dammes. Die Biberdämme sind von den meisten Fischarten passierbar (Sommer et al. 2018), auch da sich das Wasser alternative Wege sucht. Analog zum Fischbach stellen die angestauten Biberteiche natürliche Ruhezonen für wandernde Fische dar.
Texte: Daniel Wojciechowski
Quellen:
Verwendete Links:
https://www.umweltbundesamt.de/wasserrahmenrichtlinie
weiterführende Literatur:
Fischwanderung:
Bayerisches Landesamt für Umwelt:
https://www.lfu.bayern.de/natur/fische_muscheln_krebse/fische/index.htm
Fischtreppe:
Gebler, Rolf-Jürgen: Entwicklung naturnaher Bäche und Flüsse; Maßnahmen zur Strukturverbesserung (2005), Verlag Wasser + Umwelt
Bayerisches Landesamt für Umwelt: https://www.bestellen.bayern.de/application/applstarter?APPL=eshop&DIR=eshop&ACTIONxSETVAL(artdtl.htm,APGxNODENR:4015,AARTxNR:lfu_was_00072,AARTxNODENR:203136,USERxBODYURL:artdtl.htm,KATALOG:StMUG,AKATxNAME:StMUG,ALLE:x)=X
https://www.lfu.bayern.de/wasser/durchgaengigkeit/index.htm
Fischarten:
Landesfischereiverband Bayern:
Fischlexikon: https://lfvbayern.de/fischen/angelfischerei/fischlexikon
Totholz:
Bayerisches Landesamt für Umwelt: https://www.lfu.bayern.de/presse/pm_detail.htm?ID=19
https://www.gfg-fortbildung.de/web/images/stories/gfg_pdfs/05-Totholz/GFG-Broschuere-Totholz.pdf
Sonstige Quellen:
Ein Bach ist mehr als Wasser: https://umwelt.hessen.de/umwelt-natur/wasser/baeche-fluesse-seen/oekologie-und-schutz-von-fliessgewaessern
- Umweltzentrum Schmuttertal, Augsburger Straße 24, Diedorf / OT Kreppen
- 08238/3004-40
- Lindenstraße 5, 86420 Diedorf
- umweltzentrum@markt-diedorf.de
Das Umweltzentrum ist eine Einrichtung des Marktes Diedorf